Martin Schwarz: Chirurg, Plast. Chirurg
Bastian Bonaventura: Plast. Chirurg
Dirk Dunkelberg: Anaesthesie
Anke Windischmann: Pflege Anaesthesie
Julia Roehrs: Pflege Chirurgie
Eigentlich hätte man stutzig werden müssen. Warum wird das Geld für das e-Visa auf eine Bank in Laos in US$ überwiesen? Und warum sind die Verhandlungen mit dem Medical Council über eine Arbeitsgenehmigung so seltsam. Warum wird der Sekretär des Bischofs von einem Tag auf den anderen entlassen bzw. ist nicht mehr tätig?
Mit Bastian war ein Malawi-erfahrener Mitreisender gefunden und Dirk ebenso wie Anke meisterten souverän schon viele Einsätze mit mir. Die Vorfreude war groß, im November waren alle Vorbereitungen abgeschlossen. Der letzte Austausch fand dann in Ludwigshafen auf dem Kongress statt. Ankunft und Zoll waren unproblematisch, Joshua, der tansanische Helfer der von Thomas Hangartner unterstützt wird war mit einem Fahrer vor Ort und so ging es auf die fast 700km weite Fahrt mit den Koffern zweistöckig auf dem Dach, Bastian quer im Gepäckteil des Wagens. Eigentlich dachten wir, die Regenzeit sei rum, wir schienen aber mitten durch die Regenwolken in Mzuzu zu fahren, Trocknen der Koffer im Zwischenstop war angesagt. Spät am Folgetag kamen wir an. Um 17 Uhr war niemand mehr im DistriktKH Chitipa. Die Medizinkoffer blieben zunächst dort, obwohl uns klar war, dass viel Improvisation hier auf uns wartete, keine OP-Leuchte, kein Sauger, kein Elektrokauter, viel Putzarbeit. Welche Freude, als wir in Kaseye das im Vergleich dazu fürstlich ausgestattete saubere Krankenhaus sahen. Alles fast im Überfluss vorhanden. Das Gästehaus, das uns Thomas Hangartner überließ, sehr heimelig (Noch mal ein ganz herzlicher Dank dafür). Der Plan war klar, wir wollten nur in Kaseye operieren und vereinbarten mit dem Medical Officer im District-Hospital für den nächsten Morgen gleich einen Termin. Wir trafen ihn gegen 9Uhr auch prompt auf der Straße zum Markt und Joshua stellte uns gleich vor. Sprechen wollte er allerdings nur in seinem Büro. Das fand dann um 10 uhr statt mit einem Malawi Police Officer vor der Tür (angeblich der Oberpfleger, wie wir später erfuhren). Hier die große Enttäuschung: Nein, operative Tätigkeit in Kaseye ist verboten, jegliche Verhandlungsangebote und Argumente wie Nähe zur Unterkunft, uns vertraute Ausstattungsdetails scheiterten und wurden kategorisch mit „This is Malawi, you have to obey“ abgelehnt. Die Situation war nun geklärt und wir begannen mit Screening und Aufbauarbeiten. Die Krankheitsbilder waren im Wesentlichen Hautweichteiltumore und teils gigantische Keloide. Nur wenige Verbrennungen und Kontrakturen, keine Mißbildungen. Für den nächsten Tag wurde ein Sauger organisiert und ein Erbe-Kauter von Kaseye mitgebracht und die ersten Ops gingen los. Währenddessen lief das Screening weiter, etwas erschwert durch die Tatsache dass Joshua weder Chichewa noch den lokalen Dialekt kannte, nur Suaheli aus Tansania. Highlights waren das Riesen-Keloid aus Mzuzu mit viel Nervenkitzel durch Strom und Wasserausfall (Steri) und als der Generator ansprang dann Ausfall des Erbekauters durch Spannungsspitzen. Dank reichlich Durchstechungsnähten gelang es ganz gut mit stabilem Hb über 9mg%. Auch die Ohrkeloide und der präperitoneale Tumor gelang gut. Für jeden einzelnen dieser Patienten war unser Einsatz sicher ein Segen.